Überfall

An die haste-mal-nen-Euro-Typen vor dem Supermarkt (früher wollten sie nur die Hälfte) hat sich die Beobachterin inzwischen gewöhnt. Was sie aber bei jedem Einkauf erschrecken läßt, sind die neben den Bittenden kauernden, das Geld oft grimmig und wegen ihrer Größe bedrohlich einfordernden Hunde.
Immer wieder betritt die Beobachterin den Supermarkt mit einem Schaudern, bedeckt eine Gänsehaut ihren Körper und läßt sie frösteln.
Abwesend sortiert sie dann alltägliche Bedürfnisse in ihren Einkaufswagen und erinnert sich jenes ursächlichen, frühkindlichen Sonntags.
Ein Rummel ist in der Stadt und ein Vater begleitet seine vierjährige Tochter zum Erleben beschwingter Lust und seltener Genüsse.
Noch ganz benommen von Zuckerwattebergen und unzähligen Karussellrunden durch den blauen Kleinstadthimmel machen sich Vater und Tochter später auf den Heimweg. Vorbei an schmucken Häuschen mit penibel gepflegten Vorgärten plaudert das Mädchen in den Sommertag.
Ein Wort gibt das andere, der Vater wird plötzlich ob unbedacht fallen gelassener Worte des Mädchens böse, familiärer Zwist entbrennt.
Just in diesem Moment schießt ein dunkles Etwas auf die menschenleere Straße und läuft rasend schnell auf das Mädchen zu. Das Kind erstarrt, ein großer Schäferhund haut seine Tatzen auf schmale Schultern und fletscht die Zähne, bereit selbige in das zarte Gesicht zu schlagen. Die schlimmsten Albträume des Mädchens scheinen mit einem Mal Wirklichkeit zu werden: der Höllenhund Keberos wird ihr den Gar ausmachen. Den Vater hat es vergrätzt, hilfesuchende Blicke verlieren sich im Nichts.
Wie durch einen Schleier sieht das Mädchen seinen Vater voller Wut und Kraft ins Gemächt des Hundes treten. Von Watte gepolstert scheint ihm die akustische Wahrnehmung des dem Kraftakt folgenden Winselns des flüchtenden Tieres.
Befreit blickt die Tochter auf zu ihrem Vater. Er wird genau in diesem Moment zu ihrem Held. Und fortan sieht sie immer, wenn sie denkt, sie müsse über ihren eigenen Schatten springen, diesen eben noch verärgerten Mann vor sich.
Die Beobachterin grübelt noch heute, ob der Geifer des Höllenhundes im Garten der unachtsamen Besitzer als giftiger Fingerhut weiter lebt.
Und wann immer ein vermeintlicher Schäferhund neben den Bittenden vor dem Supermarkt thront, entrichtet die, der Hunderassen unkundige Beobachterin ihren Obolus. Angst und Reue und Bewunderung für ihren Helden öffnen ihr das Portemonnaie.

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Meinungen

sie haben doch nicht...
das reisefieber und die fotolust "kurriert"? ich vermiss...
Ranunkelchen - 27. Mai, 23:14
auch von mir....
... alles gute nachträglich.
Doro (Gast) - 10. Mär, 17:13
hab lieben dank!
Paula notes - 8. Mär, 23:03
herzlichen glückwunsch!...
schneck08 - 6. Mär, 00:04
ich selbst
kanns aus 9monatiger eigener abstinenz nur empfehlen!...
ranunkelchen (Gast) - 12. Okt, 21:35
ja, sicher
und fern und scheinbar nicht erreichbar. aber für mich...
Paula notes - 6. Sep, 01:12
der nachthimmel hat's...
der nachthimmel hat's gut.
schneck08 - 5. Sep, 10:14

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Zuletzt aktualisiert: 15. Apr, 10:03