Arbeit als Luxus

Sich einen Job 'leisten' zu können, scheint inzwischen die einzige Perspektive vieler 40somethings.
Frau/Mann(n) will beschäftigt sein, bringt Berge an Berufs- und Lebenserfahrung mit und bekommt doch nur ein Gehalt geboten, das dem von Berufsanfängern entspricht. Der Hinweis genau darauf wird mit einer Bemerkung zu vielen 'willigen' Praktikanten (Generation Praktikum), die für noch weniger arbeiten, abgetan. Ein Rechenbeispiel zu Effizienz und Peinlichkeitsquote bleiben die potentiellen Arbeitgeber schuldig.
So trabt denn ein großer Teil einer überqualifizierten Generation täglich als abhängig Beschäftigte in Arbeitssituationen, die unbefriedigend und unterfordernd sind und müht sich mit einem Einkommen, das die Fixkosten des täglichen Lebens zahlt - und sonst nichts.
Margarine ersetzt unfreiwillig Butter, Ausgehabende beschränken sich auf kulinarische Minimalversionen des Vorspeisenangebotes und lassen Bier zum Getränk der 'Nichtwahl' werden. Die Kosten des Lebens sind bereits optimiert. Keine unnötige Versicherung mehr im Portfolio, kein Geburtstagsgeschenk für liebe Freunde, das nicht Monate im Voraus budgetiert wird (mit Lebensmitteleinkäufen bei Discountern läßt sich dafür sparen, auch wenn man jahrelang gern Frisches gekauft hat).
Die kleinen Extras des Lebens werden zum Luxusgut. Urlaub? Bevorzugt auf Balkonien, es reicht nicht mal mehr für einen Billigtrip nach Mallorca. Glücklich, wer Freunde im Ausland hat und den Sparflieger in ihre behütete, kost- und logiefreie Welt nehmen kann.
Klamotten kaufen? Losziehen und der Lust an Neuem frönen? Vorbei. Was dringend angeschafft werden muß, findet sich second- und third hand auf Flohmärkten oder bei einer schwedischen Kette. Textile Schätze, in Zeiten bei gleicher Qualifikation in adäquaten, normalbezahlten Jobs erworben, werden wie der eigene Augapfel gehütet , sorgsam gepflegt und mit nun zwangsweise billig erworbenen Stücken kombiniert - es soll ja niemand bemerken, wie schlecht es einem geht, wie peinlich einem die eigene, ausweglose Situation ist.
Anfang vierzig - die Zeit im Leben, in der man die Früchte stetigen, intensiven Arbeitens, den Lohn dafür, nie gegammelt zu haben, einsammeln können sollte. Der Alltag spricht dagegen.
Das macht wütend. Komme mir jetzt niemand mit 'Jammern auf hohem Niveau'!
Vielleicht sollte man sich einfach feuern lassen, ein Jahr Stütze nehmen (man hat ja schließlich jahrelang brav ins System gezahlt) und nebenbei schwarz arbeiten, versuchen, sich so eine neue, unabhängige Existenz aufzubauen, fernab von verschrobenen Wertesystemen, die der Realität nicht entsprechen und doch inzwischen Realität sind.

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Meinungen

sie haben doch nicht...
das reisefieber und die fotolust "kurriert"? ich vermiss...
Ranunkelchen - 27. Mai, 23:14
auch von mir....
... alles gute nachträglich.
Doro (Gast) - 10. Mär, 17:13
hab lieben dank!
Paula notes - 8. Mär, 23:03
herzlichen glückwunsch!...
schneck08 - 6. Mär, 00:04
ich selbst
kanns aus 9monatiger eigener abstinenz nur empfehlen!...
ranunkelchen (Gast) - 12. Okt, 21:35
ja, sicher
und fern und scheinbar nicht erreichbar. aber für mich...
Paula notes - 6. Sep, 01:12
der nachthimmel hat's...
der nachthimmel hat's gut.
schneck08 - 5. Sep, 10:14

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Zuletzt aktualisiert: 15. Apr, 10:03