Mr. Cabdriver's Gripping Stories

Der Weg der uns verbindet ist kurz. Ich steige ein und sage das Fahrziel an. Er antwortet, ich realisiere, er ist Engländer. Ein 'wo sind Sie her' und wir wechseln die Sprache. Einigkeit im Urteil über die Stadt in der ich vor Jahren gelebt habe in seinem Land. Ein kurzes wer-wo-warum im hin und her und er erzählt mir eine Geschichte. Seine Eltern besaßen ein winziges Hotel in einem viktorianischen Haus einer Kleinstadt. Ein Mann um die fünfzig nahm ein Zimmer für vier Tage. Er hielt sich bedeckt. Schach war seine Leidenschaft. Damit traf er auf die Neugier meines damals kindlichen Taxifahrers. Der hatte nichts gehört oder gelesen über angehende Ermittlungen zur Auffindung eines Vergewaltigers und Mörders und saß gebannt und gewinnhungrig mit dem Unbekannten vor dem Schachbrett. Die Spezialeinheit drang währenddessen ins Hotel und informierte seinen Vater. Der, besorgt um seinen Sohn, betrat den Raum des gedankenversonnenen Spiels und rief seinen Sohn. Er hätte ein Frage, den Geburtstag der Mutter betreffend. Der Sohn ist ins Spiel vertieft, will es zu Ende bringen. Erst beim dritten Ruf folgt er dem Vater. Die Polizeieinheit stürmt den Raum und nimmt den Mann fest, der später als Serienkiller verurteilt wird.
Spannend. Ich bin in der Erzählung gefangen. Das Taxi stoppt. Ich zahle. Wir schwatzen kurz über meinen Job. Ich erzähle, erwähne einen Mordfall, der 20 Jahre später aufgrund von erneut untersuchten DNA-Spuren gelöst wurde. Er wird neugierig und mag mir eine weitere Geschichte erzählen. Die Rufe der Zentrale blockt er. Seine Worte sind ihm wichtiger. Ich habe Zeit, bleibe im Wagen sitzen und lausche gebannt.
Vier Häuser vom Hotel der Eltern wohnte einst eine alte Frau. Regelmäßig bekam sie Besuch ihrer Neffen. Eines Tages stürzte einer der Neffen aufgeregt ins Hotel und rief die Polizei. Seine Tante liege tot in ihrem Haus. Die Polizei stellt Fingerabdrücke sicher, nimmt DNA-Spuren auf. Der Bruder meines Taxifahrers, Handwerker von Beruf, hatte der alten Dame diverse Dinge im Haus repariert. Seine Spuren waren überall. Er wurde intensiv observiert und befragt. Seine Unschuld konnte er nicht beweisen. Für die Kriminologen war klar, die alte Dame war durch mehr als 80 Stiche mit einem Schüreisen zu Tode gekommen. Heimlich durchstreifen der zukünftige Taxifahrer und sein Tantenfreund das Haus und finden einen Kaminhaken, versteckt in einer Kammer und eingewickelt in einen alten Lappen. Die Analyse der Kriminologen ergibt: die DNA-Spuren sind nicht identisch mit denen des Bruders meines Taxifahrers. Die Verwandtschaft der alten Dame wird erneut überprüft. Es stellt sich heraus, dass die DNA mit der eines Großneffen der Tante identisch ist. Der Minderjährige gibt in der Vernehmung zu, sich mit seiner Großtante über ein von ihr bereitetes Essen gestritten zu haben. Offensichtlich psychisch krank, so das Fazit der Ermittler, hatte erf wieder und wieder auf die Frau eingestochen und dann den Tatort verlassen. Er wurde nach Jugendstrafrecht verurteilt, der Bruder meines Taxifahrers entlastet.
Ich hätte ewig im Wagen sitzen bleiben können und bin mir sicher, er und ich hätten uns bis zum Morgengrauen weitere Geschichten erzählen können.
Man trifft sich immer zwei Mal im Leben. Ich sollte werde mehr Taxi fahren!

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Meinungen

sie haben doch nicht...
das reisefieber und die fotolust "kurriert"? ich vermiss...
Ranunkelchen - 27. Mai, 23:14
auch von mir....
... alles gute nachträglich.
Doro (Gast) - 10. Mär, 17:13
hab lieben dank!
Paula notes - 8. Mär, 23:03
herzlichen glückwunsch!...
schneck08 - 6. Mär, 00:04
ich selbst
kanns aus 9monatiger eigener abstinenz nur empfehlen!...
ranunkelchen (Gast) - 12. Okt, 21:35
ja, sicher
und fern und scheinbar nicht erreichbar. aber für mich...
Paula notes - 6. Sep, 01:12
der nachthimmel hat's...
der nachthimmel hat's gut.
schneck08 - 5. Sep, 10:14

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Zuletzt aktualisiert: 15. Apr, 10:03