Tage am Meer - II

Fischers_Feiertag

Fischer's Feiertag

Tage am Meer - I

Vor_dem_Sturm

Vor dem Sturm...

Rasender_Sand

Rasender Sand...

Hommage à B.

Wir trafen uns an einem Morgen im September.
Du grüßtest mich im kalten Herbstnebel, verbargst darin deinen gefährlichen Sog.
Ich versuchte, mich mit dir zu arrangieren. Vorsichtig schlich ich mich in dein Leben.
Spartanisch waren die Utensilien meiner Ankunft. Suchend durchquerte ich dich, verpaßte, fand nicht.
Du warst soviel auf einmal. Zuviel für mich Fremde. Offen wollte ich sein und dich verstehen. Du hast es mir so unendlich schwer gemacht, mich mit Einsamkeit gestraft, in Spelunken getrieben, auf der Suche nach Anschluß. Du hast zugesehen, wie ich mich betrank im Mißerfolg.
Von ganz unten habe ich zu dir aufgeschaut und du hast mich ignoriert, nichts getan, um mir aufzuhelfen. ‚Bezwing’ mich’ habe ich in deinem hämischen Grinsen gelesen und mich nach Hause geschleppt, in ein Loch ohne Ofen, mit von der Wand bröselnder Tapete, einem Ausguß in der improvisierten Küche, dem Klo auf halber Treppe.
Ich habe mich durch den ersten Winter gefroren, dich Tag um Tag verflucht und wollte doch nie dahin zurück, woher du mich mit betörenden Versprechungen vom wirklichen Leben gelockt hattest.
Begegnet waren wir uns schon früher, flüchtig. Kennen gelernt hatte ich dich dabei nie. Neugierig auf dich war ich immer geblieben.
Jetzt in dir, wollte ich dich besitzen. Du solltest mein Sprungbrett werden für Fernen, die niemand glaubhaft beschreiben konnte - damals.
Ich entdeckte ein mögliches Leben mit dir. Wir haben die Nacht zum Tag gemacht, das Leben im Exzeß genossen, Grenzen überschritten, Tabus gebrochen, Gefahren heraufbeschworen, Ängste verdrängt.
Nur springen konnte ich nicht - vorerst. Ich blieb mit dir, entdeckte durch dich wunderbare Menschen, habe mit ihnen gelebt, sie geliebt. Du hast mich beobachtet, mein Glück begleitet, mein Weinen in Enttäuschung und Unglück ertragen. Du hast mich verwöhnt, schenktest mir unfaßbar schöne Tage. Und du mußt mich gehaßt haben, als du mir nicht enden wollende, dunkle Nächte beschertest, mich in quälender Angst allein lgelassen hast.
Ich habe dich verlassen, auch deshalb, mich anderswo mit deinen Schwestern verlustiert, dich in der vertraut gewordenen Fremde irgendwann nicht mehr vermißt. Du entflohst meinen Gedanken, entschwandest in der Vergangenheit, schienst nicht wiederkehren zu wollen.
Und doch konnte ich dich nicht endgültig vergessen. Du hattest dich mit meinen Träumen verbündet.
In unterdessen vertrauter Fremde wuchs Sehnsucht. Ich kehrte zu dir zurück – ein anderer Beginn unseres gemeinsamen Seins. Neugierig öffnete ich meinen Koffer, der immer bei dir stand. Wieder ertrugst du meine Liebe, meinen Haß, gabst mir beides.
Wir kommen nicht voneinander los – zwanzig Jahre mit dir sind die Hälfte meines Lebens - zuviel, um einfach gehen zu können.

Skyline_Berlin

Störfaktor

Das Hirn erbricht unentwegt Erinnerungen, weigert sich diesen Tag ungefiltert zu verinnerlichen.

Kam ein Stöckchen geflogen ...

... und dort hob ich's gern auf!

Fünf Dinge, die ich nicht habe, aber gerne hätte:
  • erfüllende Arbeitstage
  • technischen Durchblick
  • eine eierlegende Wollmilchsau für den Haushalt
  • einen fahrbaren Untersatz ohne Dauerhusten
  • eine Spiegelreflexkamera
Fünf Dinge, die ich habe, aber lieber nicht hätte:
  • unerledigte Großbaustellen
  • einen maladen 3. Lendenwirbel
  • einen überdimensionierten inneren Schweinehund
  • den Herbstblues
  • Sucht, Sucht, Sucht
Fünf Dinge, die ich nicht habe und auch nicht haben möchte:
  • unendliches Glück
  • Kinder
  • Haustiere
  • ein Haus im Grünen
  • ewiges Leben
Fünf Gerngelesene an die das Stöckchen weiterfliegt und die es vielleicht aufheben mögen:

Abwägen

Abwaegen

b.

Nacht1









der tag treibt sich in die nacht
erlebtes gegenstandslos
bürden zerrinnend
hoffnung keimt im morgen

Unglaublich ...

... mit welcher Geschwindigkeit bewußt Ignorierende Tagwerke vernichten

... mit welcher Gelassenheit sich Ignorierte ihrem vermeintlichen Schicksal anheim geben

... wieviel Wut es braucht, den Kampf gegen die Windmühlen doch zu gewinnen

...

fliegen














unbändige leichtigkeit
begraben hinter mauern
erweckt
durch ein lächeln

Verunglimpfung...

Legasthenie
... und dabei wollte ich doch nur ganz schnell wissen, ob mir das Wetter am Wochenende einen Ausflug an den See gönnt.

Frühherbstliches Sinken...

UFOs
... wahrgenommen bei Temperaturen, Rocklängen, Wachzeiten, Wolken, Stimmungen, Freiland-Getränke-Konsum, Hormonausschüttungen, Sonnenstrahlen, Blättern und UFOs.

"Schmerz laß nach"...

Schmerz-lass-nach … ist in diesem Fall kein Aufschrei sondern Synonym eines einst markigen Werbespruchs für ein Mittelchen „millionenfach bewährt bei Hühneraugen, Hornhaut und Warzen“. Solcherlei, heute oft skurril anmutender Zeilen finden sich viele in der Ausstellung “Flieg Johanna, flieg… – Eine Reise durch die Werbewelt der DDR“ in den Schönhauser Allee Arcaden.
Alle sind sie hier versammelt: Tele-Otto, früher Lottogewinne von bis zu 500.000 Mark versprechend, die seifenblasenumgebene Fewa-Johanna, das Messemännchen, Symbol der Leipziger Vorzeigeschau „Messe der Meister von Morgen“, der sprittige Minol-Pirol und, und, und.
Höhen und Tiefen ostdeutschen Werbeschaffens und originale Produktbeispiele der 50er bis 70er Jahre vereint die Ausstellung auf zwei Etagen. Ein äußerst belustigendes Beispiel ist „Yvette intim“ ein Unterleibswässerchen „empfohlen auch für den Mann“.
Reklame war ein fester Bestandteil der DDR-Volkswirtschaft. Designed, betextet und plakatiert wurden, mal mehr mal weniger peppig, hauptsächlich Konsumgüter der konkurrenzlosen Wirtschaft des Landes. Dabei schielten die Kreativen gelegentlich auch Richtung Westen.
Mit Symbolfiguren propagierten die Werber oftmals Aktionen zur Verbesserung des Handelsangebotes. Korbine Früchtchen, eine Erdbeere, popularisiert durch die Kinderzeitschrift „Frösi“ (Fröhlichsein und Singen), rief so zum Sammeln von Wildfrüchten auf, um diese in Konsum und HO anbieten zu können.
Ab 1959 gab es auch Fernsehwerbung. In den „Tausend Tele Tips“ wurden Ladenhüter und Neuheiten inländischer Produktion beworben. Manchmal auch mit Pannen. So verschwand ein Geschirrspüler schnell aus dem Programm, hatte er doch rufschädigenderweise diverse Küchen geflutet. Als Warenengpässe immer offensichtlicher und in Volkes Munde besprochen wurden und man staatlicherseits insgeheim feststellte, daß es kaum Konsumgüter zu bewerben gab, stellte man 1976 kurzerhand den Feldversuch schwarz-weißer Buntmalerei ein.
Bis heute aber sitzen wohl bei manchen Zeitgenossen Melodien zu Slogans wie „Baden mit badusan, badusan, badusan“ unlöschbar in den Gehirnwindungen.
Für gelernte DDR-Bürger bietet die Ausstellung außerdem die äußerst amüsante Möglichkeit des Abkürzungsratens. Wer kann erinnern was OGS (Obst-Gemüse-Speiskartoffeln) oder AKA-Elektrik (Aktiv auf dem Markt – Konzentriert in der Handelstätigkeit – Aktuell im Angebot) bedeuten?
Noch bis 16. September empfiehlt sich diese Zeitreise der etwas anderen Art als kleiner Bildungsurlaub in der Shoppingpause.

Wölfe im Schafspelz

Woelfe
Beim Betreten der Galerie der Deutschen Guggenheim öffnet sich eine magische Welt. Sogartig durchzieht eine imaginäre Bewegung den Raum, es zischt und knallt - und doch ist alles real.
(Ver)zauberer des Kunstraumes ist der chinesische Künstler Cai Guo-Qiang (*1957). „Head on“ benennt der gelernte Bühnenbildner seinen dreiteiligen Werkkomplex, den er speziell für diese, seine erste große Einzelausstellung in Deutschland geschaffen hat.
Cai, seit 1995 in New York lebend, ist ein Wanderer zwischen den Welten und ein durchdringender Beobachter ihrer Geschichte und Kultur. In seinen Arbeiten verschmelzen Gegenwart und Vergangenheit zu einem Konglomerat verwirrender Eindrücke.
Erst bei genauerem Hinsehen gibt die 4 x 9 Meter große Zeichnung „Vortex“ ihr Geheimnis Preis. Cai bedeckte die Japanpapierfläche mit Schablonen und bestreute sie mit 15 verschiedenen Sorten Schießpulver. Mittels Zündspur entflammt, verschwand das Bild im Innenhof der Deutschen Bank unter einer Rauchwolke, um danach seine, durch Schmauch- und Brandspuren, von Planung und Zufall beeinflußte Komposition sichtbar werden zu lassen.
An der gegenüberliegenden Wand läuft das Video „Illusion II“. Trügerisch ist der erste Eindruck des vermeintlichen Feuerwerks. Elegisch steigen Lichtfunken in die Nacht.
Cai ließ für diese Installation von den Babelsberger Filmstudios ein typisch deutsches Haus auf dem Freigelände hinter der Ruine des Anhalter Bahnhofs nachbauen und füllte es mit Pyrotechnik. 15 Kameras hielten das Abfackeln bildlich fest. Die anfängliche Begeisterung für die farbenfrohe Illumination weicht beim Betrachter schnell einem bedrückenden Gefühl für die zerstörerische Kraft des Feuers. Das Haus brennt nieder. Assoziationen zum zweiten Weltkrieg, zu gegenwärtigen Konfliktherden steigen auf. Verflogen ist die unbedarfte Erlebbarkeit bunten Feuerwerks, machtvoll greift die Kraft der Zerstörung nach dem Betrachter.
Wenige Schritte weiter sind furchterregend die Wölfe los. 99 Isegrims rasen zähnefletschend aufwärts, strömen einem Ziel zu. Des Rudels Spitze zerschellt an einer Glaswand. Schmerzverkrümmt winden sich die Leittiere am Boden. Die Berliner Mauer, Sinnbild einstigen Widerstands, erscheint vor dem Auge des Betrachters. Joseph Beuys’ Aktion „I like America and America likes me“, in der er sich, umhüllt von einem Schaffell und eingesperrt in einen Käfig, über Stunden einem Kojoten aussetzte, scheint hier gegenwärtig. „Deeskalation – hin zur Harmonie“ ist das für Cia. Nicht umsonst ließ er seine Wölfe in China fertigen. Schaffelle umhüllen Korpusse aus Metalldrähten und Stroh, denen Kunststoff täuschend echte Gesichter gibt.
Vertrautes im Neuen entdeckend wird der so virtuos auf der Klaviatur von Schamanentum und Mythen spielende Cia 2008 mit seinen materialisierten Ideen die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Peking gestalten.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Meinungen

sie haben doch nicht...
das reisefieber und die fotolust "kurriert"? ich vermiss...
Ranunkelchen - 27. Mai, 23:14
auch von mir....
... alles gute nachträglich.
Doro (Gast) - 10. Mär, 17:13
hab lieben dank!
Paula notes - 8. Mär, 23:03
herzlichen glückwunsch!...
schneck08 - 6. Mär, 00:04
ich selbst
kanns aus 9monatiger eigener abstinenz nur empfehlen!...
ranunkelchen (Gast) - 12. Okt, 21:35
ja, sicher
und fern und scheinbar nicht erreichbar. aber für mich...
Paula notes - 6. Sep, 01:12
der nachthimmel hat's...
der nachthimmel hat's gut.
schneck08 - 5. Sep, 10:14

Suche

 

Impressum

Dies ist ein Privat-Blog
Haftungsausschluss

Briefkasten:
paulanotes [at] web.de

Status

Online seit 6996 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Apr, 10:03